Jeder kennt diese eindrucksvolle Kurzvideos mit schnell vorbeiziehenden Wolken, dem Öffnen einer Blume nach dem Sonnenaufgang oder scheinbar chaotischen Bewegungsabläufen einer Menschenmenge in großen Metropolen. Time Lapse oder Zeitrafferaufnahmen wird die Technik bezeichnet. Vor nicht allzu langer Zeit erstellte man solche Aufnahmen in einem langwierigen, händischen Prozess. Heute gibt es kostengünstige, technische Hilfsmittel, die Zeitraffer teilweise ad hoc liefern.
Historischer Rückblick
Einer der ersten, der den Zeitraffer-Effekt verwendete, war der US-amerikanischer Fotograf Arthur Clarence Pillsbury (1870–1946). In den Jahren 1911/1912 fotografierte er im Yosemite National Park Sequenzen sich öffnender Blüten, die er zu Animationen zusammensetzte. Diese Technik verbreitete sich alsbald im wissenschaftlichen und künstlerischen Umfeld als Forschungshilfsmittel und ästhetische Ausdrucksform der filmisch-fotografischen Kunst.
Meine eigene erste Zeitrafferaufnahme erstellte ich Mitte der 1990er Jahre mit Hilfe einer analogen Hi-8-Videokamera. Ich filmte einen Sonnenuntergang in Südfrankreich ca. 20 – 25 Minuten lang und komprimierte die Aufnahme auf eine Länge von einigen Sekunden in Adobe Premiere. Das Ergebnis sah mit der damaligen Aufnahmetechnik nicht überwältigend aus, aber dennoch ganz akzeptabel. Als die Digitalkameras auf den Markt kamen, eröffneten sie für Amateure und Profis ganz neue Möglichkeiten. Den Zeitraffer von einem weiteren Sonnenuntergang erstellte ich mit meiner damaligen Olympus 2020z, indem ich in einem gewissen Abstand ca. zwei Dutzend Einzelaufnahmen machte und sie am PC zu einer Animation zusammenfügte (s. Video unten).
Was kann man im Zeitraffer abspielen?
Prinzipiell alles, wo sich längere Bewegungsabläufe auf eine kurze Zeitspanne komprimieren lassen. Von Motiven, die nur wenige Minuten dauern, bis zu solchen, die teilweise Jahre umspannen. Generell gilt, dass kurze Zeitabläufe besser zu handeln sind, als lange. Es ist natürlich möglich, die Veränderung einer Landschaft im Verlauf eines ganzen Jahres in einem Kurzfilm festzuhalten. Dies technisch umzusetzen ist jedoch nicht ganz leicht. Es wird kaum möglich sein, eine Kamera erschütterungsfest eingeschaltet das ganze Jahr über Intervallaufnahmen machen zu lassen. Also, müsste man wohl die Kamera von einer fixen Stelle aus jedes Mal neu ausrichten. Die Aufnahmebedingungen (Tageszeit, Wetter, Helligkeit) müssten bei jeder Sequenz annähern ähnlich sein, um eine flüssige, ruhige Animation zu erzeugen. Und man müsste viel Disziplin aufbringen, täglich (oder alle paar Tage) die Aufnahmen anzufertigen, die zudem lange Vorbereitungszeiten erfordern. Einfacher geht es mit überschaubaren Bewegungsabläufen.
Welche Kameras unterstützen Time-Lapse-Aufnahmen?
Digital- und Systemkameras
Viele höherwertige Kameras (Stand Oktober 2016) der Hersteller Nikon, Pentax und teils Olympus haben die Funktion Intervallaufnahmen vom Werk aus. Damit lassen sich Fotosequenzen über eine festgelegte Länge erstellen.
Smartphone
Modelle wie Galaxy S5, Galaxy S5 und iPhone haben die Funktion Zeitrafferaufnahme im Betriebssystem integriert. Zur Bedienbarkeit der beiden ersten Modelle kann ich nichts sagen, die Zeitraffer-Funktion von iPhone ist aber phänomenal! Die Software entscheidet je nach Länge der Aufnahme über die anschließende Bildrate. Ist die Aufnahmedauer kurz, so nimmt das iPhone 2 Bilder pro Sekunde auf und spielt die finale Zeitraffer-Animation mit fünfzehnfacher Geschwindigkeit ab. Überschreitet die Aufnahmedauer 10 Minuten, reduziert die Software die Bildrate auf ein Bild pro Sekunde. Die Aufnahme läuft anschließend mit dreißigfacher Geschwindigkeit ab. Insgesamt kann iPhone kurze Zeitraffer von Aufnahmen von bis zu vier Stunden Länge erzeugen.
GoPro
Die GoPro ist in erster Linie eine Action-Cam, die auf einen Helm, auf den Lenker eines Mountainbikes, auf ein Surfbrett oder Ähnliches montiert werden kann. Zudem besitzt sie noch eine leicht zu bedienende Time-Lapse-Funktion. Hier gibt es einen ausführlichen Bericht mit Beispielaufnahmen zu dieser Funktion der GoPro .
Beispiele für Zeitraffer
Zeitraffer lassen sich von allen Bewegungsabläufen erstellen, die heutige Kameras mit ihren CCD/CMOS-Chips erfassen können. Der eigenen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Nachfolgende Übersicht zeigt ein paar typische Beispiele für Zeitrafferaufnahmen: Baustelle (Entstehung eines Gebäudes, Verlegung des Laminats o. ä.), Bauchwachstum während einer Schwangerschaft, Schimmelbildung, Abbrennen einer Zigarette, Schmelzen eines Eiswürfels, Bewegung einer Schnecke, Raupe beim Fressen.