Tschechien – das Land der Burgen

Anfang

Als Urlaubsziel war Tschechien in der alten DDR sehr beliebt. Nicht nur, weil Tschechien sozialistischer Bruderstaat war, sondern auch wegen seiner geografischen Nähe zu Ostdeutschland. Aufgrund dieser Nähe, auch wenn wir nicht aus den neuen Bundesländern kommen, beschlossen wir, den Sommerurlaub mit unserem kleinen Sohn in Tschechien zu verbringen.

Renovierbedürftige Klosterkirche in Kosmonosy

Renovierbedürftige Klosterkirche in Kosmonosy

Von den ehemaligen eigenständigen Ostblockstaaten in der EU soll Tschechien das am meisten entwickelte sein. Und in der Tat: Wenn man von der deutschen A17 in die tschechische Dalnice D8 reinfährt, hat man das Gefühl, in Italien zu sein: Berge, saubere Beschilderung mit weißer Schrift auf grünem Hintergrund, sehr guter Straßenbelag und relativ wenig Verkehr. Die Tschechen lassen sich ihre Autobahnen was kosten. Entrichtet wird die Gebühr über Vignetten. In unserem Fall mit einer Monatsvignette für 440 CZK (umgerechnet ca. 18,50 Euro).

Sobald man jedoch die Autobahn verlässt, landet man oft auf kurvenreichen, schäbigen Landstraßen, die durch alte Dörfer führen, denen man noch deutlich die habsburgische Zeit ansieht. Richtig große Schlaglöcher sind zwar mit dem Verkehrszeichen „Beschädigte Fahrbahn“ gekennzeichnet, vor denen sollte man aber oft fast bis auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen, da an diesen Stellen die Fahrbahn RICHTIG beschädigt ist. Viele Häuser, Villen, Kirchen sind wahrscheinlich zuletzt in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen renoviert worden. Dadurch ergibt sich ein ganz besonderes Flair, das mein Fotografenherz höher schlagen ließ.

Hotel

Das Hotel "Grunt" in Kosmonosy

Das Hotel „Grunt“ in Kosmonosy

Unser Hotel verdient ein eigenes Kapitel für sich. Gebucht haben wir über HRS. Meine Auswahlkriterien für das Hotel galten in erster Linie der Bestbenotung, weniger dem Preis. Also fand ich ein Hotel in einem Örtchen im Herzen Böhmens namens Kosmonosy. Modern wirkende Fotos von den Zimmern, Bewertung von 9,0, das Baujahr von 2013 und moderate Preise wirkten überzeugend.

Das Hotel mit dem Namen „Grunt“ liegt etwas versteckt von der Straße aus und hat äußerlich mit seinen separaten Zugängen von draußen etwas von einem amerikanischen Motel. Die ebenfalls getrennt zugängliche Rezeption war abgeschlossen. Einige Augenblicke nach dem Klingeln kam jedoch ein junges Mädchen raus und nahm uns in Empfang. Die Buchung lag dem Hotel soweit vor, die erste Überraschung war jedoch, dass kein Doppelzimmer frei war. Wir wurden eingepfercht in ein kleines, stickiges Zimmer im Dachgeschoss (Eigenbezeichnung des Hotels „Single Junior“) und schliefen drei Nächte zu dritt in einem Bett, das eigentlich für eine Person vorgesehen war. Das kleine halbrunde Fenster ließ sich nur einen Spalt breit aufmachen. Als einzige Kühlung hatten wir einen extrem lauten Ventilator. Nach der ersten Nacht sagte mir mein zweijähriger Sohn, dass er nach Hause möchte. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte.

Unser spärliches Frühstück

Unser spärliches Frühstück

Ich habe bereits im Vorfeld gelesen, dass einige Gäste das Frühstück bemängelt haben. Meine kühnsten Vorstellungen wurden aber weit in den Schatten gestellt. Das Frühstücksangebot war mehr als spärlich: Es gab oft nicht mal Brötchen, sondern ein nicht ganz frisches Toastbrot, das man selbst rösten musste, zwei Sorten leicht ranzig schmeckender Wurst, zwei Sorten Käse und einen lauwarmen, schwarzen Kaffee, den man 1:1 mit Wasser verdünnen musste. Für alles weitere musste man die Bedienung bieten: ob die Kanne mit dem O-Saft nachzufühlen, Besteck zu holen oder uns Spiegelei zu braten. Auf mein Spiegelei musste ich jeden Morgen gute 10 Minuten warten. Auf der Webseite des Hotels wird von einem „abwechslungsreichen Frühstück in Buffetform (…)“ gesprochen. Ob das der Gipfel der Dreistigkeit ist oder auf die Faulheit der Bedienung zurückzuführen ist, kann ich nicht sagen. Fakt ist: Frühstück war eine absolute Katastrophe!

Die Katastrophe war damit noch nicht vorbei. Der sonst kaum genießbare Kaffee war eines Morgens ekelig salzig-sauer, dass man ihn gleich rausspucken musste. Wahrscheinlich war er am Vortag (oder vor einigen Tagen) gemacht und wurde morgens nur aufgewärmt. Und dann wurde der schlecht gewordene Kaffee den Gästen serviert. So etwas darf es einfach nicht sein. Schon gar nicht in einem EU-Land!

Nach drei Nächten in dem winzigen Zimmer zogen wir in ein Größeres um. Das befand sich im Obergeschoss, hatte ganze vier Fenster und endlich ein großes Bett. Dafür jedoch, dass das Hotel 2013 renoviert – oder (umg)ebaut – wurde, gab es schon bröckelnden Putz im Nassraum. Bis auf Weiteres ließ es sich in diesem Zimmer jedoch ganz gut leben.

Land, Leute und Sprache

Aussicht von der Burg Zviretice

Aussicht von der Burg Zviretice

Tschechien, zumindest jener Teil Böhmens, den wir bereist haben, bietet eine Landschaft, die an eine Mischung aus Harz, der sächsischen Schweiz und an das bayerische Voralpenland erinnert. Auf vielen Erhebungen stehen mittelalterliche Burganlagen, die größtenteils sich selbst und der Zeit überlassen wurden. Allein in der nächsten Umgebung um Kosmonosy/Mladá Boleslav gibt es nach meinen Erkenntnissen sechs Burganlagen und Ruinen. Liebhaber von Lost-Places-Objekten und Fotografen, die gern alte Bauwerke dramatisch ablichten, kommen dort voll auf ihre Kosten.

Verständigt haben wir uns in Englisch. Deutsch wird in Tschechien als Teil der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie erstaunlich wenig bis gar nicht gesprochen. Touristen gibt es in dieser Ecke Böhmens recht wenig. Als jemand, der Russisch spricht und Polnisch gut versteht, war ich überrascht, dass ich das Tschechische gar nicht verstehen konnte.

Als Binnenland ist Tschechien relativ arm an Gewässern für einen Strandurlaub. Bei der Suche nach dem Hotel habe ich mich deswegen am Machasee bei Doksy orientiert. Der im 14. Jahrhundert künstlich angelegte See ist relativ wenig spektakulär. Als jemand, der in relativer Nähe vom Steinhuder Meer wohnt, ist der Machasee eine kleine Pfütze. Er ist rund zehnmal so klein, wie der größte See Niedersachsens.

Der Zugang zum Strand ist überall kostenpflichtig. Dafür wird der Strand sauber gehalten. Das Wasser an sich, wie das bei einem schlecht durchflossenen Binnensee ist, ist trüb und riecht ein wenig muffig. Wer einen reinen Badeurlaub sucht, ist woanders vielleicht besser aufgehoben. Für einen kleinen Badeausflug, in Verbindung mit etwas Chillen und Essen, eignet sich der Machasee allemal.

Essen und Trinken

Auch wenn Tschechien einen hohen Lebensstandard hat, ist das Essen und Trinken günstiger als in Deutschland. Natürlich kommt es hier auf die Region an. Während die Preise für Essen in Prag denen einer deutschen Großstadt gleichen, ist das Essen im Norden Böhmens deutlich günstiger. So kostete draußen im Biergarten ein halbes Liter Bier in Kosmonosy (Mlada Boleslav) rund 1,40 Euro. Bei den Preisen kann man sich das eine oder andere Buer mehr genehmigen, vor allem, wenn es so wunderbar schmeckt. Abends im Biergarten haben wir zu dritt für Essen und Trinken selten mehr als 400 Kronen (rund 15 Euro) ausgegeben.

Die böhmische Küche ähnelt der Küche von Schlesien, Sachsen und Bayern. Wer’s nicht mag, findet überall internationale Gerichte wie Pommes, Burger oder Pizza. Auch amerikanische Fastfood-Ketten sind in fast jeder größeren Stadt ansässig.

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  • Inhaltsverzeichnis
  • 1. Anfang
  • 2. Prag
  • 3. Melnik
  • 4. Burgen
  • 5. Fotostrecke

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