Der Mensch sucht immer nach Perfektion. Während Bildhauer, die an den Ufern des Nils wohnten, vor 3.500 Jahren beinahe lebensechte Statuen anfertigen konnten, tat man es sich in der Malerei schwerer. Die alten Griechen und später die Römer erreichten mit ihren Plastiken die Vollkommenheit der Form: die Körperhaltung, der Gesichtsausdruck, jeder Muskel ihrer in Marmor gehauenen Statuen schien wie einst lebendig in Stein erstarrt.
Wenn man die Bildhauerei der Helenen und der Römer mit Ausgezeichnet benoten würde, hätte ihre Malerei höchstens ein Ausreichend bekommen. Ein Ausreichend minus. Jahrhunderte lang änderte sich nichts daran. Von den Dunklen Zeiten und dem Mittelalter ganz zu schweigen. Erst in der Renaissance griff man die in der Antike erstrebten Ideale nach Ästhetik wieder auf und versuchte, sie in Kunst umzusetzen. Mit Studien, den Mitteln der Wissenschaft und der Methodik. Als Vorreiter der wissenschaftsbasierten Kunst gilt Leonardo Da Vinci. Er war der erste, der die Malerei mit Hilfe von mathematischen Mitteln anging. Er war der erste, der die Perspektive anwendete und in seiner Proportionsstudie bei dem berühmten Vitruvianischen Menschen den Bezug zwischen den Körperproportionen und dem Goldenen Schnitt herstellte. Er sezierte Leichen und studierte Muskelfasern, um die Körperhaltung, ihre Bewegungen, die Gestik möglichst realitätsnah malerisch festzuhalten.
All das erforderte nicht nur Wissen, sondern auch Können. Malerei blieb lange eine Kunstform, die besondere Fertigkeiten voraussetzte und nur ganz wenigen vorbehalten war. Außerdem dauerte die Entstehung eines Gemäldes meist mehrere Monate. Die Suche nach anderen Mitteln, das Gesehene, das Erlebte in Bildern festzuhalten und sowohl schnell als auch günstig zu reproduzieren, ging weiter.
Der Weg von der Malerei zur Fotografie war fließend. Den ersten Meilenstein dahin setzte die Erfindung bzw. die praktische Anwendung der Lochkamera und der Camera Obscura . Bei der Lochkamera, der der simpelsten aller Kameras, wird durch ein kleines Loch Licht in das Innere einer lichtdichten Box projiziert und auf der gegenüber liegenden Seite bzw. auf der Mattscheibe ein spiegelverkehrtes Bild erzeugt. Bei der Camera Obscura steckt im Loch eine kleine Sammellinse, die die Lichtstärke und den Kontrast etwas erhöht. Im 17. Jahrhundert benutzten viele Maler die Camera Obscura als Zeichenhilfe. Insbesondere beim Malen von Stadtansichten mit vielen komplexen Gebäudeformen und der richtigen Darstellung der Perspektive leistete Camera Obscura eine gute Hilfe.
Der weitere Meilenstein auf dem Weg zur Fotografie war die Erfindung des Silhouettierstuhls und des nach dem ähnlichen Prinzip basierten Physionotrace. Mit beiden Geräten war selbst ein laienhafter Maler in der Lage, ein Profilporträt von einem Menschen in kurzer Zeit anzufertigen. Ende des 17. Jahrhunderts und Anfang des 18. Jahrhunderts erfreuten sich die Silhouettenbilder wegen des einfachen, preiswerten Herstellungsverfahrens großer Beliebtheit.
Die ersten Schritte zur Entwicklung des Kameraprinzips waren getan. Nun musste ein Weg gefunden werden, das eingefangene Licht festzuhalten, ohne von Hand nachhelfen zu müssen. Bereits seit dem Mittelalter war der Naturselbstdruck bekannt, ein Verfahren, bei dem insbesondere Botaniker und Zoologen Blätter von Pflanzen, Insektenflügeln und ähnliche Oberflächen durch Auftragen von Farbe hochauflösend abbilden konnten. Im
Jahr 1834 experimentierte der britische Naturwissenschaftler William Henry Fox Talbot mit verschiedenen Lösungen von Kochsalz und Silbernitrat und entdeckte, dass sie lichtempfindlich waren. Er präparierte normales Schreibpapier mit der Lösung, legte lichtundurchlässige Objekte darauf und setzte sie der Sonne aus. Die Bereiche von Papier, die direkter Sonne ausgesetzt waren, verfärbten sich dunkel. Die verschatteten blieben hell. Die so entstandene Fotogramme nannte Talbot fotogenische Zeichnungen (englisch: Photogenic drawings). Die Methode wurde auch Salzdruck und das fotografische Verfahren nach seinem Entdecker Talbotypie genannt. Das hier entwickelte Prinzip des Negativ-Positiv-Verfahrens blieb bis in die heutige Zeit in der analogen Fotografie bestehen.
Neben der bis heute benutzten chemischen Fotografie, die eine Weiterentwicklung von Talbotypie ist, gab es mehrere patentierte Verfahren, fotografische Abbildungen zu erzeugen.
Knapp 10 Jahre vor der Erfindung Talbots, erarbeitete der Franzose Joseph Nicéphore Niépce 1826 ein Verfahren, mit Hilfe von lichtempfindlichem Asphalt durch eine Camera obscura dauerhaft ein Foto zu belichten. Vermutlich handelt es sich bei der Aufnahme um das erste historische Foto überhaupt. Niépce nannte das Verfahren Heliografie, abgeleitet von dem griechischen Wort für die Sonne hélios.
Ein Positiv-Verfahren, genannt nach dem französischen Maler Louis Jacques Mandé Daguerre. Daguerreotypie war von Anfang an ein ausgereiftes System mit einer sehr guten Abbildungsqualität. Bei der Daguerreotypie wurden Silberplatten oder versilberte Kupferplatten durch Einwirkung von Joddampf lichtempfindlich gemacht. Entwickelt wurde mit Quecksilberdämpfen, fixiert mit Zyankali-Lösung. Nachteile des Verfahrens waren entsprechende Gesundheitsrisiken, spiegelverkehrte Abbildung und hohe Kosten.
In Kochsalz und Silbernitrat durchtränkte und so lichtempfindlich gemachte Papier. Entwickelt vom englischen Naturwissenschaftler William Henry Fox Talbot. Die Talbotypie setzte sich gegen alle anderen Verfahren durch und wurde mit der Zeit zur verbreitendsten Technik in der analogen Fotografie bis heute.
Vom englischen Naturwissenschaftler und Astronomen John Herschel entwickeltes fotografisches Edeldruckverfahren. Dabei wurde saugfähiges Papier durch Baden in einer Kaliumferricyanid- und Ferriammoniumcitrat-Lösung lichtempfindlich gemacht. Belichtet wurde durch einen Schatten werfenden Gegenstand. Es entstand so ein Negativ. Ein Positivabzug wurde durch nach dem gleichen Muster verlaufende Kontaktkopie gewonnen. In der Fotografie konnte sich die Cyanotypie nicht durchsetzen. Verbreitung fand das Verfahren jedoch in der Reproduktion von technischen Zeichnungen. Es war in Verwendung bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.
Ambrotypie war ein fotografisches Verfahren, bei dem eine iod- und bromsilberhaltige Kollodiumschicht auf Glas aufgetragen und belichtet wurde. Das so entstandene Negativ erschien vor einem dunklen Hintergrund als Positiv. Die Abzüge waren Unikate und konnten mit dieser Technik nicht vervielfältigt werden.
Die Belichtung geschah auf eine iod- und bromsilberhaltige Kollodiumschicht wie bei Ambrotypie. Statt Glas wurde die lichtempfindliche Schicht auf eine Eisen- bzw. Alluminiumplatte aufgetragen. Durch die Automatisierung des Entwicklungsprozesses konnten die Kosten einer Fotografie erheblich gesenkt werden. Die Ferrotypie war ein kostengünstiges und ausgereiftes Verfahren. Dadurch sowie dank seiner hohen Bildqualität konnte das Verfahren rund 100 Jahre sich auf dem Markt behaupten.
Ein recht aufwendiges Verfahren, bei dem man kurz vor der Aufnahme eine Lösung von Kollodiumwolle und Iod- und Bromsalzen in Ethanol und Ether präparieren musste. Danach wurde die gallertartige Masse in eine Lösung Silbernitrat gebracht. Noch feucht musste die präparierte fotografische Platte belichtet und gleich entwickelt werden. Das Verfahren lieferte gute Bildergebnisse und wurde zum praxistauglicheren Gelatine-Trockenplatten weiterentwickelt.
Die Gelatine-Trockenplatten wurden aus einer Kaliumbromidlösung mit Gelatine hergestellt, der man Silbernitrat hinzugab. Nach dem Abkochen erstarrte die Gelatine zu Emulsion, die man auf Glasplatten und später auf Zelluloid auftrug. Die fertigen Gelatine-Trockenplatten waren deutlich haltbarer als die Kollodium-Nassplatte und waren erheblich lichtempfindlicher.
Bei der Pannotypie wurde eine jod- und bromsilberhaltige Kollodiumschicht vom Glasnegativ auf ein schwarzes Wachstuch übertragen. Dabei erschien das Negativ vor einem dunklen Hintergrund als Positiv. Nachteil des Verfahrend war, dass das Bild mit der Zeit austrocknete und rissig wurde.
Wothlytypie war ein Edeldruck-Verfahren, das eine Fotoemulsion aus einer Uran-Kollodium-Schicht enthielt. Nach der Belichtung wurde die Aufnahme direkt sichtbar und musste nicht entwickelt werden. Wegen der Radioaktivität des verwendeten Urans war die Wothlytypie sehr gefährlich. Man wusste zu der Zeit noch nichts um die Gefährlichkeit der Radioaktivität, erkannte aber, dass Fotografen an Nierenentzündung und Gastritis erkrankten, der sogenannten „Photographenkrankheit“. Der Erfinder der Wothlytypie Jacob Wothly starb selbst mit 50 Jahren. Ob die Strahlenkrankheit seinen frühen Tod forderte, lässt sich nicht mehr sagen.
Ein weiterer Meilenstein in der Fotografie war die Entwicklung des Rollfilms. Zunächst aus Papier für die erste Rollfilmkamera überhaupt, die Kodak Nr. 1. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Rollfilm aus Zelluloid entwickelt. Das Kleinbildformat und die Ära der Kompaktkameras waren geboren. Wenn der Fotograf im 19. Jahrhundert noch einen riesen Kasten, ein schweres Dreibein und, abhängig vom fotografischen Verfahren, ein Fotolabor mit sich führen musste, konnte eine Kleinbildkamera überall hin mitgenommen werden. Fotografie war nun nicht nur wenigen Berufsfotografen und Künstlern vorbehalten, sondern wurde zum Hobby vieler Bürger. Sie konnte auf Reisen mitgenommen werden und spontane Schnappschüsse waren damit plötzlich möglich.
Alle in diesem Beitrag verwendeten Bilder sind gemeinfrei, weil ihr Schutzrecht abgelauf ist. Heruntergeladen wurden die Fotografien von Wiki Commons .
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Mein fotografischer Werdegang begann 1984 mit einer der beliebtesten sowjetischen Kompaktkamera Smena-8M (Смена-8М), einer einfachen, völlig manuell zu bedienenden Sucherkamera. Die 35-mm-Kleinbildkamera des Leningrader Werks Lomo hatte einen einfacher Sucher und jede Einstellung von der Blende, Belichtungszeit bis zum Fokus musste von Hand eingestellt werden. Das machte die Fotografie für einen zwölfjährigen Jungen zu einer Glückssache. Gerade diese Einstellungsfreiheit gepaart mit mäßiger Abbilldungsqualität machen die Kamera bei den heutigen Lomografen so beliebt.
Smena-8M besaß keinen automatischen Filmtransport. Nach jedem Knips musste der Film mit einem Rädchen oben rechts am Gehäuse mit Daumen fortbewegt werden, bis das Bildzählwerk umgesprungen war. Je nachdem wie der Film eingelegt war, was natürlich auch manuell in Dunkelheit bzw. bei Rotlicht geschah, tat einem schon mal der Daumen weh, wenn der Filmtransport etwas schwergängig war. Dementsprechend sind mir nicht viele erfolgreiche Fotos damit gelungen.
War der Film zu Ende, musste er zurückgespult (zurückgedreht!), aus der Kamera entnommen und auf die Entwicklerspirale eingefädelt werden. Dann kam die Spirale in die Dose mit der Entwicklungsflüssigkeit und Fixierung. Nach der Entwicklung wurde der Film auf die Wäscheleine zum Trocknen aufgehängt. In der Regel beschränkte sich die Ausbeute auf ein paar richtig belichtete Bilder.
Die gelungenen Schnappschüsse mussten natürlich aufs Papier. Dafür kam der Vergrößerer zum Einsatz, ein UPA-510 (УПА-510), der Meistverbreitete unter den sowjetischen Hobbyfotografen der 1980er und der Günstigste, den man damals kriegen konnte. Die Belichtungszeit ließ sich am Vergrößerer nicht einstellen. Er hatte lediglich einen Ein-/Ausschalter. Wie eine Nachttischlampe. Man knipste nach Gefühl den Schalter kurz hintereinander ein und aus und legte das belichtete Fotopapier anschließend in die Wanne mit der Entwicklungslösung hinein, sah dabei zu, wie sich plötzlich die Konturen abzuzeichnen begannen, immer kräftiger und klarer wurden. Ein unbeschreibliches, magisches Gefühl. In tiefroter Stille, umgeben von säuberlich in Stapeln gelegtem Fotopapier, den durchdringenden Chemikaliengeruch in der Nase.
Nach dem Fixieren und Auswaschen wurden die nassen Abzüge zum Trocknen aufgehängt. Alles in allem ein langwieriger Prozess für ein paar einigermaßen gelungene Abzüge in Lomoqualität. Selbstverständlich nur in Schwarzweiß. Farbfotografie war für mich ein Buch hinter sieben Siegeln und für meinen Taschengeldetat unbezahlbar.
1987 bekam ich von irgendjemand eine FED-3 (ФЭД-3) geschenkt. Eine professionell anmutende Messsucherkamera mit Schnellspannhebel und vielen weiteren Einstellmöglichkeiten. Oder war es ein vergleichbarer Zenit? Ich weiß es leider nicht mehr genau. Mit der beginnenden Pubertät wich die Fotografie kurzfristig anderen Interessen. Als wir 1988 nach Deutschland gingen, musste ich mein weniges Hab und Gut zurück lassen. Zu Weihnachen schenkten mir meine Eltern deshalb eine Kamera, eine Kompaktsucherkamera von Brown mit einem schicken roten Plastikgehäuse. Es war eine einfache Sucherkamera mit Festbrennweite, aber einem Autofokus, automatischem Filmvor- und Rücktransport und eingebautem Blitz. Nach dem kinderleichten Einlegen des Films (endlich Farbe!), brauchte man nur draufhalten und abdrücken. Fast jeder Schuss saß. Ein Traum! Um die Entwicklung, wie in Westdeutschland üblich, kümmerte sich ein Fotolabor.
Ein paar Jahre später legte ich mir noch eine einfache Polaroid zu, da manche Situationen sofort ein Bild verlangten. Es war natürlich keine ernstzunehmende Kamera, eher für situationsbedingte Schnappschüsse geeignet. Die Wiederentdeckung der Fotografie begann für mich Mitte der 1990er Jahre mit meiner ersten Spiegelreflexkamera, der Minolta Dynax 500si . Bestückt war die SLR mit einem, wenn mich nicht alles täuscht, Tokina 28-210-mm-Objektiv. Ein perfekter Riesenzoom für die damaligen analogen Zeiten, als die etwaigen Bildfehler auf 10×15-Abzügen nicht gleich auffielen und alles, was zählte, war: je größer der Zoombereich, desto besser. Mit der Dynax unternahm ich auch meine ersten astrofotografischen Schritte, als ich um das Jahr 2000 rum mir ein Teleskop kaufte. Sie scheiterten alle kläglich.
Die Möglichkeiten der digitalen Fotografie reizten mich von Anfang an. Als die ersten Digitalkameras im Handel erschienen, wollte ich sofort eine haben. Trotz der recht schlechten Abbildungsqualität in VGA-Auflösung. Meine erste Digitalkamera wurde die Olympus Camedia C-1000L, eine Bridgekamera mit nur 0,85 Megapixel Auflösung. Trotz ihrer eingeschränkter manueller Einstellmöglichkeiten, der geringen Batterielaufzeit, der empfindlichen und sehr kleinen vom Volumen SmartMedia-Speicherkarten habe ich diese Kamera geliebt. Geliebt deshalb, weil sie trotz ihrer geringen Auflösung im Vergleich zu Kameras anderer Hersteller damals eine recht ordentliche Bildqualität lieferte, robust war, ein Filterschraubgewinde hatte und vor allem, weil sie durch die digitale Bildverarbeitung eine uneingeschränkte Freiheit bot, draufloszuknipsen.
Von da an setzte sich der Siegeszug der digitalen Fotografie nicht nur in meinen vier Wänden durch. Es folgten in meinem Arsenal noch eine Olympus 2020z, eine Nikon D50 , eine Sony DSC-T7 bis zur aktuell Nikon D7000 … und natürlich etliche Fotohandys .
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