Mein fotografischer Werdegang begann 1984 mit einer der beliebtesten sowjetischen Kompaktkamera Smena-8M (Смена-8М), einer einfachen, völlig manuell zu bedienenden Sucherkamera. Die 35-mm-Kleinbildkamera des Leningrader Werks Lomo hatte einen einfacher Sucher und jede Einstellung von der Blende, Belichtungszeit bis zum Fokus musste von Hand eingestellt werden. Das machte die Fotografie für einen zwölfjährigen Jungen zu einer Glückssache. Gerade diese Einstellungsfreiheit gepaart mit mäßiger Abbilldungsqualität machen die Kamera bei den heutigen Lomografen so beliebt.
Smena-8M besaß keinen automatischen Filmtransport. Nach jedem Knips musste der Film mit einem Rädchen oben rechts am Gehäuse mit Daumen fortbewegt werden, bis das Bildzählwerk umgesprungen war. Je nachdem wie der Film eingelegt war, was natürlich auch manuell in Dunkelheit bzw. bei Rotlicht geschah, tat einem schon mal der Daumen weh, wenn der Filmtransport etwas schwergängig war. Dementsprechend sind mir nicht viele erfolgreiche Fotos damit gelungen.
War der Film zu Ende, musste er zurückgespult (zurückgedreht!), aus der Kamera entnommen und auf die Entwicklerspirale eingefädelt werden. Dann kam die Spirale in die Dose mit der Entwicklungsflüssigkeit und Fixierung. Nach der Entwicklung wurde der Film auf die Wäscheleine zum Trocknen aufgehängt. In der Regel beschränkte sich die Ausbeute auf ein paar richtig belichtete Bilder.
Die gelungenen Schnappschüsse mussten natürlich aufs Papier. Dafür kam der Vergrößerer zum Einsatz, ein UPA-510 (УПА-510), der Meistverbreitete unter den sowjetischen Hobbyfotografen der 1980er und der Günstigste, den man damals kriegen konnte. Die Belichtungszeit ließ sich am Vergrößerer nicht einstellen. Er hatte lediglich einen Ein-/Ausschalter. Wie eine Nachttischlampe. Man knipste nach Gefühl den Schalter kurz hintereinander ein und aus und legte das belichtete Fotopapier anschließend in die Wanne mit der Entwicklungslösung hinein, sah dabei zu, wie sich plötzlich die Konturen abzuzeichnen begannen, immer kräftiger und klarer wurden. Ein unbeschreibliches, magisches Gefühl. In tiefroter Stille, umgeben von säuberlich in Stapeln gelegtem Fotopapier, den durchdringenden Chemikaliengeruch in der Nase.
Nach dem Fixieren und Auswaschen wurden die nassen Abzüge zum Trocknen aufgehängt. Alles in allem ein langwieriger Prozess für ein paar einigermaßen gelungene Abzüge in Lomoqualität. Selbstverständlich nur in Schwarzweiß. Farbfotografie war für mich ein Buch hinter sieben Siegeln und für meinen Taschengeldetat unbezahlbar.
1987 bekam ich von irgendjemand eine FED-3 (ФЭД-3) geschenkt. Eine professionell anmutende Messsucherkamera mit Schnellspannhebel und vielen weiteren Einstellmöglichkeiten. Oder war es ein vergleichbarer Zenit? Ich weiß es leider nicht mehr genau. Mit der beginnenden Pubertät wich die Fotografie kurzfristig anderen Interessen. Als wir 1988 nach Deutschland gingen, musste ich mein weniges Hab und Gut zurück lassen. Zu Weihnachen schenkten mir meine Eltern deshalb eine Kamera, eine Kompaktsucherkamera von Brown mit einem schicken roten Plastikgehäuse. Es war eine einfache Sucherkamera mit Festbrennweite, aber einem Autofokus, automatischem Filmvor- und Rücktransport und eingebautem Blitz. Nach dem kinderleichten Einlegen des Films (endlich Farbe!), brauchte man nur draufhalten und abdrücken. Fast jeder Schuss saß. Ein Traum! Um die Entwicklung, wie in Westdeutschland üblich, kümmerte sich ein Fotolabor.
Ein paar Jahre später legte ich mir noch eine einfache Polaroid zu, da manche Situationen sofort ein Bild verlangten. Es war natürlich keine ernstzunehmende Kamera, eher für situationsbedingte Schnappschüsse geeignet. Die Wiederentdeckung der Fotografie begann für mich Mitte der 1990er Jahre mit meiner ersten Spiegelreflexkamera, der Minolta Dynax 500si . Bestückt war die SLR mit einem, wenn mich nicht alles täuscht, Tokina 28-210-mm-Objektiv. Ein perfekter Riesenzoom für die damaligen analogen Zeiten, als die etwaigen Bildfehler auf 10×15-Abzügen nicht gleich auffielen und alles, was zählte, war: je größer der Zoombereich, desto besser. Mit der Dynax unternahm ich auch meine ersten astrofotografischen Schritte, als ich um das Jahr 2000 rum mir ein Teleskop kaufte. Sie scheiterten alle kläglich.
Die Möglichkeiten der digitalen Fotografie reizten mich von Anfang an. Als die ersten Digitalkameras im Handel erschienen, wollte ich sofort eine haben. Trotz der recht schlechten Abbildungsqualität in VGA-Auflösung. Meine erste Digitalkamera wurde die Olympus Camedia C-1000L, eine Bridgekamera mit nur 0,85 Megapixel Auflösung. Trotz ihrer eingeschränkter manueller Einstellmöglichkeiten, der geringen Batterielaufzeit, der empfindlichen und sehr kleinen vom Volumen SmartMedia-Speicherkarten habe ich diese Kamera geliebt. Geliebt deshalb, weil sie trotz ihrer geringen Auflösung im Vergleich zu Kameras anderer Hersteller damals eine recht ordentliche Bildqualität lieferte, robust war, ein Filterschraubgewinde hatte und vor allem, weil sie durch die digitale Bildverarbeitung eine uneingeschränkte Freiheit bot, draufloszuknipsen.
Von da an setzte sich der Siegeszug der digitalen Fotografie nicht nur in meinen vier Wänden durch. Es folgten in meinem Arsenal noch eine Olympus 2020z, eine Nikon D50 , eine Sony DSC-T7 bis zur aktuell Nikon D7000 … und natürlich etliche Fotohandys .
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