» bulgarien Wed, 23 Sep 2015 20:25:12 +0000 de-DE hourly 1 /?v=4.1.8 Reisebericht: Bulgarien, Sonnenstrand /2015/07/08/reisebericht-bulgarien-sonnenstrand/ /2015/07/08/reisebericht-bulgarien-sonnenstrand/#comments Wed, 08 Jul 2015 12:31:48 +0000 /?p=1740 Ich war bis dato noch nie am Schwarzen Meer. Das Schwarze Meer hat bereits seit meiner Kindheit eine starke Faszination auf mich ausgeübt, wohl deshalb, weil es das einzige Meer mit subtropischem Klima war, weil es das einzige Urlaubsparadies des Sowjetmenschen war. Ich habe immer davon geträumt, es mindestens einmal im Leben zu sehen.

Warum fährt man heute nach Bulgarien? Was gibt es dort zu sehen? Zugegeben, man fährt zum Sonnenstrand nicht, um die Kultur des Landes kennenzulernen, sondern um das süße Nichtstun des Pauschaltourismus zu genießen. Strand und Party. Mallorcafeeling zu Preisen wie vor zwanzig Jahren.

Unterkunft

Triste sozialistische Architektur

Gelandet sind wir in der billigsten Absteige, die die Ortschaft wahrscheinlich zu bieten hatte. Hotel Kontinental – ein renovierbedürftiger Hotelflügel wohl aus den Siebzigern, konzipiert für den spartanischen Standard des Sowjeturlaubers. Eine barrierefreie, bodengleiche Dusche kannten die damaligen Architekten wohl bereits. Genaugenommen war unsere Dusche ein nicht abgetrennter Bereich im Bad mit einem in der Wand endenden Duschkopf. Das Wasser lief einfach auf den Boden und verschwand in einem großen Abflussloch … aus dem Nachts Kakerlaken rauskrochen.

Wer billig bucht, darf dafür nicht viel erwarten. Abgesehen von den Kakerlaken, die glücklicherweise nur nachts rauskamen und auch nur im Bad blieben, störte uns, zwei Männer, der minimalistische Standard wenig. Über die Kantine konnte man sich nicht beklagen. Das Essen war sehr gut, lecker und sorgte kein einziges Mal für eine Magenverstimmung.

Das Beste am Hotel war die Poolanlage …

Trotz der Rückständigkeit des alten, umgebauten Hotelflügels, war die Außenpoolanlage top. Diese wurde von zwei Hotels geteilt, hatte genügend Liegen und quoll nicht von Touristen über. Das Sahnehäubchen war die Poolbar mit Metallhockern in angenehm warmen Poolwasser. Einfach herrlich! Das super günstige Bier und das einen umgebende Wasser rief nicht das Verlangen, von seinem Platz aufzustehen. Laune spendende Popmusik rundete die Wohlfühllaune ab. Für ein Zwei-Sterne-Hotel unübertrefflich!

Von morgens bis abends säumten Verkaufsstände mit typischen Touristensouvenirs, Henna-Tattoos, Crêpes-Ständen und natürlich gefälschten Marken die Touristenpromenade. Von Klamotten bis Parfüm und Uhren – alles war dabei, was das Herz begehrt.

Essen und Preise

Man mag es kaum glauben: Freibier zum Essen!

Etwas nervig sind die Betreiber der Restaurants bzw. deren Angestellte, die ziemlich aufdringlich Werbung für ihren Laden machen. Es ist besser, schweigend und ohne Blickkontakt an ihnen vorbei zu gehen und sich nicht in ein Gespräch mit ihnen zu verwickeln zu lassen.

Wenn man jedoch mit dem Ziel los zieht, etwas zu essen, kommt man auf seine Kosten. Für 12-15 Lewa (6-7 Euro) kann man bereits ein leckeres Mittag- oder Abendessen bekommen. Man sollte auf die Uhrzeit und Spezialangebote achten. Abends, ab 19, 20, 21 Uhr locken viele Lokalbetreiber mit Happy-Hour-Angeboten an. Für dasselbe Geld wie Mittags, bekommt man abends zwei Gerichte. Manche Betreiber gehen sogar soweit, dass sie Gäste mit Freibier locken. Wenn das Tommie und Mario von “Ballermann 6″ wüssten! Aber auch so kriegt man kühles, gezapftes Bier fast geschenkt. Vielerorts am Sonnenstrand kostet halbes Liter Bier einen Lew. Umgerechnet 50 Cent!!! (Stand: Sommer 2007) Da kann man wirklich nicht meckern. Geschmacklich brauchte sich das Bier auch nicht zu verstecken: angenehm prickelnd, frisch und kühl.

Party und Nachtleben

Abends kommt das Leben nicht zum Stillstand. An jeder Ecke gibt es Bars, Restaurants und Diskotheken. Wer Partyleben sucht, wird hier bestens bedient. Tagsüber ist es etwas ruhiger, aber auch hier und da ertönt von manchen Strandbars Technomusik. Jedoch in dezenter Lautstärke. Niemand fühlt sich belästigt.

Nationalitäten und Verständigung

Während Mallorca nicht von ungefähr den Status des 17. Bundeslands beansprucht, sind die Touristen auf dem bulgarischen Sonnenstrand ziemlich durchmischt. Es gibt Russen und Polen, Deutsche und Schweden. Und natürlich viele Einheimische, die in ihrem Land auch Urlaub machen. Es gibt viele türkische bzw. muslimische Bulgaren – ein Relikt aus der fünfhundertjährigen osmanischen Herrschaft. Die Gastwirte sprechen anscheinend alle Sprachen. Ich hatte nie Verständigungsprobleme. Zugegeben, ich konnte mich auch in Russisch verständigen. Aber Deutsch oder auch ein paar Fetzen Englisch verstehen auch fast alle.

Wetter, Meer und Spaß

Kilometerlanger Sandstrand voller Touristen …

Das Wetter im August ist gekennzeichnet von einer stabilen Wetterlage. Um diese Zeit ist es heiß und trocken, die Meerwassertemperatur hat ihren Maximum erreicht. Auch das Poolwasser ist sehr warm. Man kann Stunden im Wasser verbringen, ohne frieren zu müssen.

Ohne auf labortechnische Untersuchungen zurück zu greifen, ist das Wasser sowohl im Pool als auch im Meer optisch sauber. Hier und da liegen vereinzelt am Strand aufgedunsene Qualen. Ein oder zweimal sah ich eine im Wasser. Nicht wirklich lästig.

Der Strandstreifen ist sehr breit und lang und erstreckt sich halbkreisförmig entlang einer ausgedehnten Bucht. Trotz der Touristenmassen findet man überall Platz. Der Zugang zum Strand ist frei. Liege und Sonnenschirm kosten lediglich ein paar Lewa. Der Platz auf einer mitgebrachten Decke ist in der Regel kostenlos. Der Sand ist feinkörnig und weich, aber sehr heiß. Altersmäßig ist das Touristenpublikum sehr durchmischt, mit einer Tendenz zu unter Dreißigjährigen. Viele knackige Mädchen in Bikinis (manche auch oben ohne) erfreuen das Auge des männlichen Betrachters.

Sportlich aktive Touristen finden überall passende Angebote. Beachvolley, Paragliding,  Jet Ski und sonstige Wassersportarten lassen keine Langeweile aufkommen.

Kultur

Die Grundmauern der Alten Metropoliskirche in Nessebar

Sonnenstrand bietet auch für Kulturinteressierte zahlreiche Möglichkeiten. Neben Ausflugsangeboten liegt in nur drei Kilometer Entfernung die UNESCO-Altstadt Nessebar , eine antike ursprünglich thrakische, dann griechische Siedlung. Nessebar ist ein Freilichtmuseum mit Ruinen und teilweise intakten Bauten aus der byzantinischen Periode. Die Stadt, die man zu Fuß über den Strand erreichen kann, ist jeden Besuch wert.

Fazit

Der Sonnenstrand an der bulgarischen Schwarzmeerküste ist eine interessante und kostengünstige Alternative zu Mallorca. Das Partyleben hält sich jedoch in Grenzen, sodass auch Ältere oder Familien mit Kindern ungestört ihren Urlaub genießen können. Wer Wert auf Sauberkeit legt, sollte nicht im günstigsten Hotel buchen.

Fotostrecke

  • Triste sozialistische Architektur
  • Wohlfühlatmosphäre im Hotel geht anders
  • Dunkle Kleiderschränke im Zimmer ...
  • ... und Bette wie in der Jugendherberge
  • Die Hofseite sieht eher aus wie ein Wohnhaus im rumänischen Hinterland
  • Die Dauergäste im Hotel
  • Es gibt natürlich auch solche Hotels
  • Das Beste am Hotel war die Poolanlage ...
  • ... und die Poolbar
  • Und hier vergnügt sich der Autor des Artikels im Pool :)
  • Eine alte Holzmühle am Stadtrand von Nessebar
  • Typische Holzbauten in Nessebar
  • Ein altes byzantinisches Bauwerk, umfunktioniert zu einer Kunstgalerie. Eine kecke Moderatorin dreht hier eine Reportage.
  • Die Grundmauern der Alten Metropoliskirche in Nessebar
  • Reste der Stadtbefestigung aus der byzantinischen Zeit
  • Reste der Grundmauern der byzantinischen Siedlung
  • Überall teilweise gut erhaltene byzantinische Bauwerke
  • Ein Totenbrauch in Nessebar
  • Kilometerlanger Sandstrand voller Touristen ...
  • ... Sandkrokodile und Badenymphen
  • ... und romantische Sonnenaufgänge
  • Hier und da erblickt man im Wasser so ein schönes Exemplar
  • Mit solchem deftigen Essen locken viele Lokale Touristen an
  • Man mag es kaum glauben: Freibier zum Essen!
  • Es gibt wohl kaum einen Urlaubsort ohne solche Touristenloks
  • Ein Betonbunker aus dem Zweiten Weltkrieg?
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