Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM – Review

Nahezu jeder Hobbyfotograf, der vom Telezoom-Trip runter kommt, entwickelt irgendwann mal den Wunsch nach einem Weitwinkelobjektiv. Die kreative Bildgestaltung und das Herumexperimentieren mit Perspektive bewegen den ambitionierten Hobbyfotografen häufig zum Kauf einer Weitwinkel-Linse. So war es jedenfalls bei mir.

Doch welches Objektiv erfüllt die besten Voraussetzungen? Soll es eine Weitwinkel-Festbrennweite sein, ein Fisheye-Objektiv oder ein Zoomobjektiv im Weitwinkelbereich? Soll es aus dem gleichen Hause kommen wie der Body oder tut es auch ein Fremdhersteller?

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Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM

Als erstes schied das Fischeye-Objektiv aus meiner Auswahl. Zu spezifisch ist die Brennweite, als dass ich diesen Effekt immer auf einer Urlaubsreise haben möchte. Dasselbe traf auch auf die Festbrennweite zu. Zu Anfang liebäugelte ich mit Walimex Pro 14 mm 1:2,8 . Bei einem attraktiven Preis bietet Walimex eine recht lichtstarke Linse. Ich wollte jedoch zu einem noch mehr Bildwinkel und zum anderen hatte ich bisher noch keine Erfahrung mit diesem Hersteller. Nach langem hin und her fiel meine nähere Auswahl auf Sigma 10-20 mm F4,0-5,6 EX DC HSM und das Tokina AT-X 116 PRO DX AF 11-16mm F/2.8 . Zu guter Letzt entschied ich mich für das Sigma, jedoch für das lichtstärkere und teurere Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM .

Bestellt habe ich das Objektiv Sonntagabend mit Amazon Prime für aktuell rund 500 Euro. Am Dienstag war es da. Voller Ungeduld packte ich das Päckchen auf. Das Objektiv ist ziemlich schwer, was aber nicht unbedingt nachteilig ist. Ich finde, mit meiner Nikon D7000 geht es eine angenehme Symbiose ein. Ich habe bereits ein 17-50 mm Sigma in meinem Arsenal. Das Sigma 10-20 mm sieht jedoch noch schicker aus. In einigen Amazon-Rezensionen bemängelte Kunststoffoberfläche des Objektivs kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Von der Optik und Haptik ist Sigma erste Sahne. Die Oberfläche ist gummiert, griffig und das Drehen des Zooms geht sehr angenehm. Nicht zu weich und nicht zu schwer. Es klappert nichts. Das Objektiv sieht gut aus und fühlt sich genauso an.

Eines der ersten Fotos aufgenommen mit dem Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM an einer Nikon D7000. Bilddaten: f/3.5, 1/250 s, 10 mm

Eines der ersten Fotos aufgenommen mit dem Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM an einer Nikon D7000. Bilddaten: f/3.5, 1/250 s, 10 mm

Nun, die inneren Werte zählen bekanntlich mehr als das schicke Aussehen. Also, setzte ich das Objektiv drauf und machte die ersten Probeaufnahmen. Das Ergebnis – Fehlfokus. Ein bei mir nicht unbekanntes Problem. Ich musste bisher alle Objektive nachjustieren. Wahrscheinlich liegt der Fehler in der Kamera, die das Fokusproblem hat. Zum Glück lässt sich leichter Front- oder Backfokus bei der Nikon D7000 korrigieren. Nach der internen Fokuskorrektur lieferte das Sigma scharfe Bilder mit satten Farben.

Mit einem Blendenwert von 3,5 ist die Linse relativ lichtstark, aber nur relativ. Bei schlummerigem Wohnungslicht im Winter kommt das Sigma schnell an seine Grenzen. Eine Bildstabilisierung gibt es nicht. Gut, bei den Brennweiten unterhalb von 20 mm kann man je nach Motiv die meisten Lichtsituationen mit der ruhigen Hand ausgleichen. Für alles andere muss man den Blitz bemühen. Den internen Blitz bei extremen Weitwinkelaufnahmen kann man leider überhaupt nicht einsetzen. Der Tubus wirft einen hässlichen Schatten auf das Bild. Der Schatten wird gefühlt ab 16 mm sichtbar.

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HDR-Bild mit dem Sigma bei 10 mm Brennweite

Mit 10 mm Brennweite habe ich bis dato noch nie fotografiert. Der Bildwinkel ist so extrem, dass er den Schirm meiner Baseballkappe mit erfasst hat. Also – entweder den Schirm nach hinten drehen oder ausladende Kopfbedeckungen für die Aufnahmen abnehmen. Ich kann es jedem empfehlen, so eine Brennweite getestet zu haben, um zu sehen, was man alles aufs Bild bekommt. Ein paar Meter vor einem Gebäude entfernt. Kein Problem – man bekommt die Fassade aufs Bild. Klar, gibt es bei dieser Brennweite an den Rändern Verzerrungen. Die perspektivische Verzerrung ist geometrisch bedingt und ist nicht zu umgehen. Entweder setzt man sie in die Bildgestaltung ein oder man vergrößert die Brennweite und läuft halt mehrere Schritte zurück, wenn man größere Objekte abbilden will. Für eine Städtereise eignet sich das Sigma ideal.

Das Sigma ist prädestiniert für die Landschaftsfotografie. Wo man schön den Vordergrund mit aufs Bild nehmen kann und es bis zum Horizont hinstrecken. Getestet habe ich das Objektiv bei eher langweiligen Wetterbedingungen, und ich denke, dass die Linse das Beste rausgeholt hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass beim schönen Wetter die Bilder erstklassig werden würden.

Die Pros und Kontras nochmal als Zusammenfassung

Positiv:

  • Griffige Oberfläche und Mechanik. Kein Spiel und kein Klappern beim Drehen des Zooms. Sehr angenehm zu bedienen.
  • Metallbajonett.
  • Satte Farben und kräftiger Kontrast.
  • Sigmatypischer Aufbewahrungsköcher/Transporttasche mit Reißverschluss.
  • Beim Verstellen des Zooms fährt das Objektiv nur minimal rein und raus. Die Objektivlänge bleibt somit immer schön kompakt.

Negativ:

  • Der interne Blitz lässt sich nur bedingt verwenden. Das liegt jedoch weniger am Objektiv, sondern vielmehr an der extremen Brennweite.
  • 82 mm Filtergewinde. Der 77 mm Polfilter, den ich für das Sigma 17-50 mm F2,8 EX DC OS HSM gekauft habe, lässt sich hier leider nicht verwenden.
  • Leichte Vignettierung. Sie lässt sich jedoch digital leicht entfernen.
  • Keine Bildstabilisierung.

Nachtrag

Drei Zicklein

Rund ein halbes Jahr später fotografiere ich immer noch gern mit dieser Linse. Mittlerweile ist sie zu einer Immer-Drauf-Linse geworden. Die aus der Situation mitgenommene Perspektive ist einfach herrlich und verleiht dem Motiv eine ungeheurere Dynamik. Mit keinem anderen Objektiv erreiche ich solch eine Lebendigkeit der Bilder. Die eingefrorenen Momente sind fast greifbar. Insbesondere die unversteifte Leichtigkeit der Kinder ist mit diesem Objektiv sehr schön einzufangen. Mein kleiner Sohn muss dafür als Model herhalten. Sehr schön ist der Umstand, dass man bei 10 mm das Objekt nicht genau anvisieren muss. Etwas Übung vorausgesetzt, kann man nah stehende Motive einfach aus der Hand (á pistolet) schießen. Das Bild auf der rechten Seite ist so entstanden. Aus einem Abstand von weniger als einem halben Meter vor der ersten Ziege.

Fotostrecke Sigma 10-20 mm:

  • Eines der ersten Fotos aufgenommen mit dem Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM an einer Nikon D7000. Bilddaten: f/3.5, 1/250 s, 10 mm

Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM-Objektiv (82 mm Filtergewinde, für Nikon Objektivbajonett)

Price: EUR 369,00

4.1 von 5 Sternen (103 customer reviews)

22 used & new available from EUR 313,15

Bewertung:

2 Gedanken zu “ Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM – Review

  1. auch wenn der Artikel schon gut ein Jahr alt ist; ich habe mir heute das Objektiv für meine SIGMA SD 14 und lese immer wieder was von „nachjustieren“ (was mit ein Grund sein könnte warum meine Bilder ab und an doch sehr unscharf sind). Wie geht sowas von statten? Kann ich das selber zu Hause machen oder muss ich die Kamera in einen Laden bringen oder zum Hersteller schicken? Ich fotografiere hobbymäßig gerne mal durch die Gegend, aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich davon noch nie was gehört habe.

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    • Hallo Dennis,

      ich weiß nicht, ob deine Sigma SD14 eine Objektivkorrektur hat. Meine Nikon D7000 hat eine Funktion namens AF-Feinabstimmung. Je nachdem, ob ein Objektiv einen Front- oder Backfokus hat, kann ich mit dieser Funktion diese leichten optischen Fehler dauerhaft nachjustieren. Nikon merkt sich auch die korrigierten Objektive, so dass diese Nachjustierung nur einmal vorgenommen werden muss. Ich weiß leider nicht, ob deine Kamera so eine Funktion besitzt.

      Ist diese Unschärfe durchgehend oder tritt sie nur ab und zu auf? Und in welcher Situation, bei welchem Licht? Sigma 10-20 ist nicht besonders lichtstark und kann schon in den trüben Wintertagen an ihre Grenzen stoßen. Hast du vom Stativ aus fotografiert?

      Um herauszufinden, ob deine Optik korrekt justiert ist, müsstest (vom Stativ aus) ein Lineal in ein, zwei Meter Entfernung, das in 45° zum Objektiv geneigt ist, abfotografieren, indem du mit Spotmessung exakt die Null anvisierst. So kannst du sehen, in welche Richtung die Fokussierung tendiert oder, ob sie richtig sitzt. Wenn du feststellst, dass du einen Fokusfehler im Objektiv hast und deine Kamera keine Fokuskorrektur hat, kommst du leider um Umtausch oder Nachjustierung beim Hersteller nicht herum.

      Ich hoffe, ich konnte deine Frage einigermaßen zufriedenstellend beantworten.

      Viele Grüße
      Eugen

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